PETITION DER RUSSLANDDEUTSCHEN FÜR FRIEDEN UND SICHERHEIT!
https://www.openpetition.de/petition/online/peticia-rossijskih-nemcev-za-mir-i-bezopasnost (на русском)
https://www.openpetition.de/petition/online/petition-der-russlanddeutschen-fuer-frieden-und-sicherheit (auf Deutsch)
Der offene Brief/Petition an den Bundeskanzler Olaf Scholz und die Mitglieder der Bundesregierung
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir, die Leiter/innen gemeinnützigerer Organisationen, zivilgesellschaftliche Aktivist/innen, Politiker/innen und einfache Einwohner/innen Deutschlands, Russlanddeutsche und ihre Familien, appellieren an die Führung Deutschlands, der EU, der Russischen Föderation und der Ukraine und sagen entschieden „NEIN ZUM KRIEG!“. Solche Ereignisse dürfen im 21. Jahrhundert nicht stattfinden, unsere Großväter und Urgroßväter haben im letzten Jahrhundert einen sehr hohen Preis für den Frieden bezahlt. In jedem von uns lebt das genetische Gedächtnis des Krieges. Ein Krieg ist weder mit dem Leben noch mit der Würde noch mit den Grundprinzipien der Menschlichkeit vereinbar. Ein Krieg war und wird nie eine Methode zur Lösung von Konflikten sein und es gibt keine Rechtfertigung dafür. Wir wollen keinen neuen Krieg, wir wollen nicht, dass Zivilist/innen sterben, egal wo sie leben, egal welcher Nationalität oder Religion sie angehören. Wir wissen mit Sicherheit, dass das russische und das ukrainische Volk nichts zu teilen haben, und der Krieg in der Ukraine ist sowohl für die Ukrainer/innen als auch für die Russen/innen eine schreckliche Tragödie. Die sich schnell ausbreitende Pandemie der Gewalt hat bereits zig Millionen Menschen schwer verletzt. Heute ist die Gesellschaft gespalten wie nie zuvor und die „Front“ verläuft durch unsere Familien und unsere Herzen. Kollektive Traumata werden die Beziehungen zwischen Ländern und geliebten Menschen für viele Jahre beeinträchtigen. Schon jetzt sind enorme Anstrengungen nötig, um das Zerstörte und das Vertrauen zwischen den Menschen wiederherzustellen.
Wir haben diesen Krieg weder begonnen noch gewählt, aber wir sehen uns bereits seinen Folgen ausgesetzt. Russlanddeutsche und ihre Familienangehörigen werden tatsächlich zu unwissenden Geiseln der aktuellen Situation, nur weil wir Russisch sprechen. In Deutschland häufen sich in den vergangenen Tagen Fälle von direkter Aggression und Belästigung gegenüber Russlanddeutschen und Menschen, die Russisch sprechen, unabhängig davon, ob sie aus Kasachstan, der Ukraine, Kirgistan oder Russland nach Deutschland gekommen sind. Unter anderem kommt es häufiger zu Aggressionen gegen minderjährige Kinder von Russlanddeutschen, die überwiegend in Deutschland geboren sind und leben. Aber niemand hat uns, Russlanddeutsche, wie andere normale Bürger/innen der Ukraine, Russlands und anderer Länder nach dem Beginn der Feindseligkeiten gefragt, und es sind einfache, unschuldige Menschen, die einen hohen Preis für das zahlen müssen, was passiert. Bereits vor 80 Jahren wurden Russlanddeutsche einer ungeheuren Diskriminierung ausgesetzt, viele wurden deportiert und unterdrückt, nur weil sie als Deutsche in der UdSSR lebten. Darf sich die Geschichte im 21. Jahrhundert wiederholen und Russlanddeutsche im Falle einer weiteren Eskalation der Beziehungen zwischen den NATO-Staaten und Russland erneut zu Geiseln der Situation werden und Repressionen und Verfolgungen ausgesetzt sein, nur weil sie Russlanddeutsche sind? Wir dürfen dies nicht zulassen, um einen möglichen Bürgerkrieg auf dem Territorium Deutschlands zu verhindern, in dem seit vielen Jahren mehr als 4 Millionen Russlanddeutsche und ihre Familienangehörigen friedlich leben.
Russlanddeutsche waren mehrere Jahrhunderte lang diese Brücke in den Beziehungen zwischen dem zaristischen Russland und dann der UdSSR, den Ländern des postsowjetischen Raums und Deutschland. In all diesen Jahren haben viele Russlanddeutsche durch Volksdiplomatie versucht, freundschaftliche Beziehungen zwischen unseren Ländern und Völkern aufrechtzuerhalten und zu bewahren. Wir taten dies so gut wir konnten, um eine große Katastrophe zu verhindern. Im Laufe ihrer Geschichte waren und sind Russlanddeutsche dem Leid und Unglück anderer Menschen gegenüber nie gleichgültig. Während der Kriege und bewaffneten Konflikte in den Gebieten des ehemaligen Jugoslawiens, Südossetiens, Abchasiens, Georgiens, im Südosten der Ukraine und in Syrien sind die Russlanddeutschen nie gleichgültig gegenüber dem Leiden gewöhnlicher, unschuldiger Menschen geblieben. Damals wie heute haben viele von uns jede erdenkliche Hilfe für die Opfer geleistet und leisten sie immer noch. Wir sorgen für Unterkunft und Verpflegung, helfen beim Transport und die Begleitung zu verschiedenen Einrichtungen, helfen bei der Erziehung von Kindern, kümmern sich um Behinderte und Opfer und leisten humanitäre Hilfe.
Wir, die Russlanddeutschen, die aus Kasachstan, Kirgisistan, Russland, der Ukraine und anderen Ländern der ehemaligen UdSSR in unsere historische Heimat Deutschland gekommen sind, haben diesen Appell initiiert und unterzeichnet, den wir für unzureichend, aber für notwendig auf dem Weg zum Frieden zwischen Russland und der Ukraine halten. Wir halten jede Gewaltanwendung für ungerechtfertigt und fordern ein Ende des Krieges, der auf beiden Seiten Menschenopfer fordert. Wir fordern einen sofortigen Stopp aller Feindseligkeiten, Friedensgespräche und die Einrichtung sicherer humanitärer Korridore. Wir fordern von der Bundesregierung entschlossenes Handeln, um ungerechtfertigte Aggressionen gegen in Deutschland lebende Russlanddeutsche zu verhindern. Wir, Russlanddeutsche, Friedensstifter/innen, haben und tun alles, um den Opfern zu helfen und zu verhindern, dass sich eine Eskalation zu einem Krieg von weltweitem Ausmaß entwickelt, der eine direkte Bedrohung für die ganze Welt und die Menschheit darstellt.
